Neuer Leiter der Sammlergruppe Emmendingen
Als Vorsitzender des Briefmarkenvereins Emmendingen will Dieter Schreiber für das Sammeln begeistern
Ihre Hochkonjunktur hat die Briefmarke hinter sich. Dieter Schreiber, neuer Vorsitzender des Emmendinger Briefmarkenvereins, weiß aber, wie sich Menschen heute noch für das Thema gewinnen lassen.
Donnerstag, 20. Februar 2025, Emmendingen
Dieter Schreiber, neuer Vorstand des Emmendinger Briefmarkenvereins mit einem Briefmarkenalbum
An sein erstes Briefmarkenalbum erinnert sich Dieter Schreiber noch ganz genau. Ein Bild auf seinem Handy zeigt einen stolz grinsenden Jungen, der am Tisch sitzend das aufgeschlagene Album vor sich liegen hat. Mit elf Jahren entdeckte er seine Leidenschaft fürs Briefmarkensammeln. "Von Goethe stammt der Satz: Sammler sind glückliche Menschen", betont Schreiber heute und weiß zugleich auch, dass die Hochphase der Briefmarke mittlerweile in der Vergangenheit liegt. "Es wird nicht mehr lange Briefmarken geben, da sind wir uns alle sicher", sagt der neue Vorstand des Briefmarkenvereins mit bedauerndem Unterton. Heutzutage können Briefe, so sie denn überhaupt noch verschickt werden, ganz ein-fach mit Zahlencode frankiert werden. Wer den Vorträgen im Briefmarkenverein lauscht, merkt bald, welche historische und kulturelle Komponente durch diesen Wandel verloren geht. Die Mitglieder schätzen den gemeinsamen Wissensaustausch.Zur französischen Besatzungszone, der Germania oder dem Weltflüchtlingsjahr 1960, einer von Dieter Schreibers Schwerpunkten in seiner Sammlung, stellen Mitglieder des Vereins ihre Marken vor. Beim monatlichen Zusammenkommen, das früher als "Tauschabend" galt, können sich die Referierenden natürlich nur auf Teile ihrer Samm-lung beschränken. "Das Ganze kann man ja nicht machen", sagt Schreiber mit Blick auf die Größen der jeweiligen Sammlungen. Heute steht für die Mitglieder vor allem das Beisammensein während der monatlichen Treffen im Vordergrund. Besonders am Austausch unter Gleichgesinnten findet Schreiber: "In so einem Verein gibt es auch ganz alte Sammler, die wirklich ein immenses Wissen besitzen." Begeistern möchte der neue Vorsitzende mit seinem Verein heute aber vor allem junge Menschen. Wie sämtliche Vereine hat auch der Briefmarkenverein mit starkem Mitglie-derschwund zu kämpfen. Waren es noch 38 im Jahr 2001, so zählt der Verein mittler-weile nur noch 13 Mitglieder. Der Hauptverein in Freiburg überdachte einst acht Ortsgruppen – nun sind es mit Bad Krozingen, Waldkirch, Breisach und Emmendingen nur noch vier. Jede Ortsgruppe stellt dabei, um unabhängig zu sein, einen eigenen Vorsitzenden. 25 Jahre lang bekleidete Herbert Kutschbauch dieses Amt und hat sich aus privaten Gründen nun davon zurückgezogen. Schreiber, der dem Verein vor fünf Jahren beige-treten ist, wollte die Nachfolge zunächst nicht antreten. In drei Briefmarkenvereinen und einem Sportverein engagierte er sich und sah zunächst keine Kapazitäten, zusätzlich auch noch den Emmendinger Briefmarkenverein zu leiten. Als dann ein Anruf aus der Vorstandssitzung kam und damit verbunden die Frage, ob er nicht doch bereit sei, sagte Schreiber schließlich spontan doch ja. "Es liegt natürlich in meinem Inte-resse, dass etwas geht", betont er und verweist darauf, dass einige Ortsgruppen der Briefmarkensammler lediglich deswegen eingeschlafen seien, weil sich niemand mehr für die Leitungsposition fand. Die Begeisterung für Briefmarken steckt an. Dieter Schreiber weiß, wie sich auch zunächst unbeteiligte Menschen für die kleinen Marken gewinnen lassen. Einen zunächst nicht an Briefmarken interessierten Freund nahm er zu Tauschabenden und Auktionen mit. Bald war die Begeisterung des Freundes geweckt und seine neue Meinung zu den Sammlerstücken lautete: "Das sind Kunstwerke!". Um diese Begeisterung auch bei der jungen Zielgruppe zu wecken, möchte Schreiber an Schulen gehen und dort Vorträge und Tauschaktionen organisieren. "Es wäre schön, wenn man sich auch auf die Vergangenheit konzentriert", appelliert Schreiber an die jungen Menschen. Besonders Themensammlungen, etwa über Schiffe, Flug-zeuge oder Fußball, bieten sich nach seiner Ansicht als Einstieg für junge Neu-Sammler an. Auch der Großtauschtag, den der Verein jedes Jahr in der ersten Novemberwoche in der Fritz-Boehle-Halle organisiert, könnte neue Interessenten anlocken. Vor diesem Tag hat Dieter Schreiber auch schon jetzt ein bisschen Respekt. Als "das ganz große Vermächtnis" seines Vorgängers beschreibt der neue Vorstand die Veranstaltung. "Respekt" habe er aber "eigentlich immer. Weil ich nicht weiß, was kommt." Eine klare Vision mit seinem Verein hat er in jedem Fall aber schon jetzt.